Kids_ Freibad
Kinder erfahren im Bad die familiäre Geborgenheit in Form von spielerischer Körperpflege und ritualisierten Tagesroutinen. Abgesehen von viel Platz und Sicherheit brauchen sie das Gefühl, an allem teilhaben zu können, was oberhalb ihrer Reichweite geschieht.
Abenteuer – Kinder brauchen das Bad als Erfahrungsraum
Für Kinder ist das Badezimmer im Idealfall ein Spaßraum, in dem mit Wasser geplanscht und mit Gummitieren, Fläschchen und Schwämmen herumgealbert wird, wo Mama einen abrubbelt und Papa nassgespritzt wird. Oft genug ist das Badezimmer für Kinder aber auch angstbehaftet, etwa aus Scheu vor dem Wasser, aus Schamgefühl beim Klo-Gang oder wegen des lästigen Zähneputzens.
Eine Atmosphäre der Geborgenheit hilft hier oft mehr als bunte Becher, und wenn mal was danebengeht, sollte das weder für die Kinder noch die Eltern zum Problem werden. Kinder brauchen vor allem Platz und Sicherheit. Doch sie wollen auch teilhaben an dem, was oberhalb ihrer Reichweite geschieht. Damit sie auch das Gefühl haben, dazuzugehören, brauchen sie Möbel, Klos und Waschbecken, die ihrer Größe entsprechen. Wo das nicht geht, sollten Hilfsmittel sie auf Augenhöhe bringen. Dies bei der Planung eines Badezimmers zu berücksichtigen, braucht nur ein bisschen Einfühlungsvermögen – und natürlich etwas mehr Platzangebot.
_ Ein Zweitbad für ´ne Schaukel
Klar, planschen im Wasser macht Spaß – aber bitte ohne Haare-Waschen!
Ein Zweitbad für ´ne Schaukel
Kaum ein Raum ist für Kinder mit so widersprüchlichen Gefühlen behaftet wie das Badezimmer. Klar, planschen im Wasser macht Spaß – aber bitte ohne Haare-Waschen! Während das eine Kind stolz auf dem Töpfchen sitzt oder schon aufs Klo geht, meiden andere jahrelang unter Aufbietung aller Kräfte den entspannten Besuch der Toilette. Die Internetforen sind voller Beiträge verzweifelter Eltern auf der Suche nach Tricks, mit denen sie ihren Sprösslingen die Angst vor dem „großen Geschäft“ nehmen wollen. Und dann ist da ja noch die leidige Geschichte mit dem Zähneputzen…
Andererseits ist das Bad ein Raum voller Wunder. Hier geschehen wichtige Dinge: Papa rasiert sich, Mama macht sich chic, und wer noch einen aus der Mode gekommenen Flachspüler besitzt, ahnt, wie spannend der Klo-Gang für Kinder ist. Das Größte aber ist das Baden oder Duschen: Das sind Piratenschlachten, Delfin-Tummeln, Puppen-Baden und ganz besondere Körpererfahrungen – Erlebnisse, die Abenteuer und Initiation verbinden.
Aber brauchen Kinder deshalb gleich ein eigenes Bad? Wohl kaum. Gut ist aber in jedem Fall, Kindern im Bad einen eigenen Raum zu geben und ihnen da, wo sie noch nicht groß genug sind, um „dazu zu gehören“, genauso attraktive wie sichere Hilfsmittel anzubieten: einen stabilen Tritt, eine eigene Utensilien-Kiste, eigene Haken, leicht einsehbare Spiegel, ein einigermaßen spritzsicheres Badevergnügen und ein Klo, das nicht zu hoch montiert und so eingerichtet ist, dass sie sich wohlfühlen können – etwa mit einer integrierten Sitzverkleinerung und einem Hocker oder Tritt, der noch ein bisschen Platz für Mal- und Spielsachen bietet.
Andererseits ist ein Zweitbad für Kinder definitiv mehr als ein Abfallprodukt des in Mode gekommenen Elternbadezimmers, das „en suite“ am Schlafzimmer gelegen vielen Neubauprojekten das gewisse Extra verleiht. Wenn die Eltern zum Beispiel das „Studio“ im obersten Stock des weit verbreiteten Pultdach-Reihenhauses beziehen, haben nicht nur die Eltern, sondern auch die im Zwischengeschoss hausenden Kinder ihre Ruhe im Bad. Warum hier nicht stärker auf Kinderbedürfnisse eingehen, als es in einem Familienbad realisierbar ist? Niedrige, in Größe und Sicherheitsfaktor kindlichen Dimensionen angepasste Produkte werden nicht nur in großer Auswahl angeboten, sondern sind nach Jahren auch relativ aufwandsfrei durch größere zu ersetzen oder höher zu montieren. Und wer freut sich nicht, morgens zügig aus dem Haus zu kommen, während die pubertierende Tochter das Zweitbad stundenlang in Beschlag nimmt. Engpässe im einzigen Bad werden jedenfalls von den meisten als Ursache für morgendlichen Stress angesehen.*
Zweitbäder für Kinder sind weniger modischer Luxus als sinnvolle Ergänzung für die (immer seltener werdende) große Familie. Und das nicht nur, weil sie die Rush-Hour entschärfen, sondern auch, weil sie gestalterische Freiräume eröffnen. Für Eltern und für Kinder. Mit etwas Mut kann etwas ganz Besonderes daraus werden.
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Schaukel im Badezimmer?
*vgl. GfK SanitärPanel, VDS Badstudie 2011/2012
_ Kinderträume
Wer hat nicht schon einmal von einem großen Pool geträumt, in den man über eine Rutsche sanft hineingleitet?
Kinderträume
Wer hat nicht schon einmal von einem großen Pool geträumt, in den man über eine Rutsche sanft hineingleitet? Von hängenden Gärten und Hängematte, Schaukel und Luftmatratze über blauem Wasser? Und das alles in der Wohnung! Schließlich wohnte Pippi Langstrumpf ja auch mit einem Pferd zusammen in ihrer Villa Kunterbunt.
Leider bleiben solche Träume Schäume. Nüchtern betrachtet sind selbst ganz normale Bäder mit einer kinderspezifischen Ausstattung – beispielsweise niedrigem Waschbecken und kleiner Toilette – immer noch die Ausnahme. Doch wie sieht es eigentlich aus, das Traumbad von Kindern? Die Antwort ist oft überraschend:
Natürlich wollen Kinder dazugehören, deshalb stört es sie auch nicht, wenn sie nicht in das Privileg eines eigenen Bades kommen (und erst recht nicht so eines mit Rutsche, Piratenschiff, Ausguck und Schaukel). Andererseits wollen sie aber doch ihr eigenes Reich haben. Nicht unbedingt in der Küche, aber ganz gewiss im Bad! Sie haben nämlich einen ausgesprochenen Sinn für Intimität, auch wenn der sich nicht immer mit den Vorstellungen der Erwachsenen deckt. Das Schließen der Badezimmertür beispielsweise ist den meisten Kindern weniger wichtig als das eigene Handtuch oder die Farbe ihrer Zahnbürste. Der spontan wichtigste Wunsch eines Siebenjährigen nach seiner Wunschausstattung für das Badezimmer dreht sich beispielsweise um ein eigenes Regal, in dem all die Sachen untergebracht werden können, die ihm (auch und gerade im Bad) wichtig sind: Kuscheltiere, Bücher, Spielsachen, Zahnpasta und lecker riechende Seifen, Bürste, Bade-Lotion und Cremes. Kartenspiele, Malsachen, Spielekonsole. Cool!
Denn: Nichts fürchten Kinder im Bad mehr als Langeweile. Langeweile beim Zähneputzen, Langeweile auf dem Klo, wenn es mal länger dauert, Langeweile im Badewasser (kaum vorstellbar), weil gerade kein Becher, Ball oder Pony zur Hand ist.
Deshalb fahren in ihrem Traumbad unterhalb des Waschbeckens auf Knopfdruck unten Stufen und oben Tischplatten aus, und auch unter dem Klo ist Platz für Hocker oder ausfahrbare Tische zum Spielen und Malen. Geheimfächer öffnen sich in Wänden und Einbauschränken, Klopapierrollen werden oben eingeworfen und kommen unten neben der Klobrille portioniert wieder hervor. Wandhohe Schiebe-Glastüren schließen per Geheimhebel Badewanne oder Dusche spritzsicher ab; dann kann niemand mehr meckern, wenn das Wasser bis zur Decke spritzt. Ein großer Spiegel wäre auch gut – einer, der verrät, wie Mimik, Posen und Herumalbern auf andere wirken müssen. Es gibt doch nichts Schöneres, als sich selbst anzuknurren, zuzuzwinkern und anzulachen.
Eigene Ecken und eigene Dinge im Bad lenken Kinder von ihren Ängsten ab und stärken gleichzeitig ihr Gefühl für Eigenständigkeit und Familienzugehörigkeit. Denn die eigene Zahnbürste weist jeden Benutzer eines Badezimmers als Mitglied der Familie aus. Das gilt nicht nur für große, sondern auch für kleine Lebenspartner.
_ Ordnungshalber
Kinder legen oft großen Wert darauf, dass alles an seinem Platz steht. Ein Spiegel, für sie gut einsehbar angebracht, ist genauso wichtig wie ein fester Platz für die Zahnbürste und das eigene Handtuch. „An seinem Platz“ bedeutet aber auch, dass Kindern eigene Sachen anvertraut und eigene Plätze im Bad eingeräumt werden. Dann macht es gleich doppelt so viel Spaß, ein bisschen Ordnung zu halten.
Ordnungshalber: Strukturen für das Kinder-Badezimmer
Alltagsroutinen sind fü Kinder ein Gerüt, das Halt gibt. Das gilt für Einschlafrituale und gemeinsame Mahlzeiten genauso wie für die Benutzung des Bades zu bestimmten Zeiten und fü bestimmte Zeitspannen. Allerdings vergeht die Zeit für sie anders als für Erwachsene. Sie haben noch kein Gefühl für ihr Verstreichen und ihre Maßeinheit, vielmehr messen Kinder Zeit anhand von Handlungen und Ereignissen.
Die Zahnbürste aus dem Becher nehmen, sie mit Zahnpasta bestreichen und so lange putzen, wie die Sanduhr läuft: eine Zahnputzeinheit. So lange baden, bis das Wasser kalt wird: eine Badeeinheit. Einmal Händewaschen, bis kein Schaum mehr kommt: eine Handwascheinheit (die allerdings gerne noch einmal durch Nachseifen verlängert wird, weil es so schön schäumt und gut riecht). Eine Uhr im Bad hilft, Termine einzuhalten – allerdings nur dann, wenn Eltern darauf hinweisen und das Vorrücken des Zeigers in Zeiteinheiten übersetzen. Und auf dem Klo kann man (nicht nur) als Kind die Zeit auch schon mal komplett vergessen.