Pop up my Bathroom

Pop up my Bathroom: Hurry up!

08/15
Pop up my Bathroom

Fotos: Gregor Hübl; VDS, Messe Frankfurt Exhibitions GmbH 

Während es früher noch gang und gäbe war, dass Familienmitglieder das Badezimmer parallel nutzten, ist es heute eher die Regel, dass Mann, Frau und Kind(er) den gerade zur Rush Hour heiß begehrten Raum einzeln besetzt halten. Dabei machen sie sich gegenseitig das Leben schwer, beklagen sich über den zu langen Verbleib des anderen, die Kürze des eigenen Nutzungs-Slots oder über lästige Gebrauchsspuren, die wegen des Zeitdrucks vom Vor-Benutzer nicht mehr entfernt werden konnten. Da ist Streit programmiert. Am Ende wird die tägliche Bad-Routine zum Spießrutenlauf statt zum sanften Start in den Tag, und selbst am Abend, wenn das Badezimmer ein Ort der Entspannung sein sollte, wird hier mehr gedrängelt als genossen. 

Das allmorgendliche Chaos

Ob der Wunsch nach strikter Intimsphäre nun eher eine Wohlstandserscheinung oder schlicht die logische Folge der Individualisierung ist – festzuhalten bleibt, dass, wer sich ein zweites Bad nicht leisten kann oder will, besser die Kunst der fahrplanmäßig getakteten Abfertigung aller Nutzer beherrschen sollte. Da dies aber zumeist an der Realität scheitert, sind Engpässe bei der Badnutzung schon fast ein Naturgesetz. Laut des von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) e.V. regelmäßig in Auftrag gegebenen GfK-Panels ist der wichtigste Grund für das allmorgendliche Chaos, dass alle Familienmitglieder gleichzeitig das Haus verlassen müssen und nur ein Badezimmer vorhanden ist. Und obwohl es gute Vorsätze für feste Absprachen gibt, scheinen sich die meisten resignierend mit dem Chaos abzufinden. 

 

Und ist ein bisschen Chaos wirklich so schlimm? Ist ein von mehreren Personen gleichzeitig genutztes Familienbad nicht auch ein Stück Luxus, sobald das Risiko, sich dabei gegenseitig auf die Zehen zu treten, minimiert wird? Schließlich gibt es immer weniger Freiräume für familiäres Miteinander – es zu gestalten scheint da sinnvoller, als es abzuschaffen oder zum Problem zu machen. Ein Busy Bathroom, in dem man sich treffen und über den Tag sprechen, sich gegenseitig Nähe spenden und Tipps geben kann, könnte sich gerade in hektischen Zeiten als zukunftweisendes Modell empfehlen. Vorausgesetzt, es existiert ein ausgelagertes WC und genügend Raum zur strukturierten Gestaltung des Badezimmers, kann in begrenztem Maße sogar auf Wünsche nach ein bisschen Intimsphäre Rücksicht genommen werden. 

 

Die stupide Verteilung der Sanitärobjekte entlang der Wand entspricht schon lange nicht mehr den Ansprüchen moderner Badgestaltung. Selbst bodenebene Duschen und mittig im Raum platzierte Wannen und Waschtische sind heute in den meisten Fällen umsetzbar. Ausgangspunkt sollte daher die Analyse und Planung fester Wege im Bad sein. Daran anschließend könnte beispielsweise für die Badewanne und/oder die Dusche eine leicht separierte Zone im hinteren Teil des zur Verfügung stehenden Raums eingerichtet werden. Dies bietet sich vor allem dort an, wo ein längerer, schmaler Raum für das Bad eingeplant werden kann; hier lassen sich die einzelnen Stationen wie an einer Perlenschnur aufreihen. Doch auch ein großer, offener Raum bietet Möglichkeiten der Zonierung. So können halbhohe oder raumhohe Raumteiler auch Funktionen wie Duschwand, Stauraum oder Waschplatz erfüllen. 

 

Und warum sollte ein Waschtisch immer an der Wand stehen? Die Küche hat das Insel-Prinzip schließlich nicht für sich gepachtet – auch im Bad kann ein wasserführendes Element von mehreren Seiten zugänglich eingerichtet werden. Wird der Doppelwaschtisch (ein Muss für jedes parallel genutzte Busy Bathroom) in den Raum hineinragend oder frei stehend platziert, können Mutter und Vater, Bruder und Schwester umeinander herumtänzelnd ihre Zähne putzen. Mal sehen, wer als Erster fertig ist!